Impuls zum 20. September 2020
Von der pax christi-Kommission Rüstungsexporte
Lied
Manchmal feiern wir mitten im Tag, Str. 1-4
Text: Alois Albrecht (1974), Melodie: Peter Janssens (1974)
Im Namen des Vaters, der uns neue Wege aufzeigt,
im Namen des Sohnes, dessen Leben ein Beispiel an Gewaltfreiheit war,
im Namen des Heiligen Geistes, der uns Mut und Zuversicht für Veränderung schenkt.
Amen.
Einführung ins Thema
pax christi möchte mit dem Motto „gewaltfrei wirkt.“ noch mehr Menschen für die Friedensarbeit begeistern. Gewaltfreiheit bedeutet auch konsequent Waffenhandel insbesondere an kriegführende Länder oder Länder in Krisen- und Konfliktregionen zu stoppen.
„gewaltfrei wirkt.“
pax christi hat eine klare Vision: Der Friede Christi ist die bleibende Hoffnung und Vision der Bewegung. Aktive Gewaltfreiheit ist der Kern des politischen Handelns für eine gerechte Welt ohne Gewalt und Waffen.
Schon seit 70 Jahren trägt sie die Option von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in die gesellschaftliche, politische und innerkirchliche Auseinandersetzung. pax christi tritt ein für Menschenrechte und Völkerrecht und will zu einer Kultur des Friedens beitragen. Die Bewegung unterstützt und fördert Schritte zur Konfliktprävention und Ziviler Konfliktbearbeitung. Als ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche, aktiv in über 60 Ländern, diskutiert pax christi als ein anerkannter Verband mit evangelischen und katholischen Kirchenleitungen, die Generalsekretärin in Berlin wird als Sachverständige in Bundestagsausschüsse eingeladen und in Rom wurde 2016 über pax christi International mit dem Vatikan eine Konferenz zur „Gewaltfreiheit“ durchgeführt. „Wir glauben, dass es keinen „gerechten Krieg“ gibt“, heißt es im Abschlussplädoyer. Die Kirchen sollen die biblische Gewaltlosigkeit wieder ins Zentrum ihrer Lehre und Glaubenspraxis stellen. Papst Franziskus ruft auf, dass „die wahre Stärke des Christen die Kraft der Wahrheit und der Liebe ist, die zum Verzicht auf jede Gewalt führt. Glaube und Gewalt sind unvereinbar;“ damit muss der Krieg mit Soldaten/innen als Konfliktlösung abgeschafft und geächtet werden. Die Feindesliebe bildet den Kern der „christlichen Revolution“.
Lied
Wo Menschen sich vergessen Str.: 1-3
Text: Thomas Laubach, Melodie: Christoph Lehmann, Rechte: tvd-Verlag, Düsseldorf
Gebet: Dorothe Sölle „Der dritte Weg“
(im Wechsel oder gemeinsam gesprochen)
Der dritte Weg
Wir sehen immer nur zwei wege
sich ducken oder zurückschlagen
sich kleinkriegen lassen oder
ganz groß herauskommen
getreten werden oder treten
Jesus du bist einen anderen weg gegangen
du hast gekämpft aber nicht mit waffen
du hast gelitten aber nicht das unrecht bestätigt
du warst gegen gewalt aber nicht mit gewalt
Wir sehen immer nur zwei möglichkeiten
selber ohne luft sein oder andern die kehle zuhalten
angst haben oder angst machen
geschlagen werden oder schlagen
Du hast eine andere möglichkeit versucht
und deine Freunde haben sie weiterentwickelt
sie haben sich einsperren lassen
sie haben gehungert
sie haben spielräume des handelns vergrößert
Wir gehen immer die vorgeschriebene bahn
wir übernehmen die methoden dieser welt
verachtet werden und dann verachten
die andern und schließlich uns selber
Lasst uns die neuen wege suchen
wir brauchen mehr phantasie als ein rüstungsspezialist
und mehr gerissenheit als ein waffenhändler
und laßt uns die überraschung benutzen
und die scham die in den menschen versteckt ist
Lied
Gott gab uns Atem, Str. 1-3
Text: Eckart Bücken 1982, Melodie: Fritz Baltruweit 1982
Lesung
Die Gefangennahme: Mt 26,47-56
47 Während er noch redete, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer großen Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren; sie waren von den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes geschickt worden.
48 Der Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen verabredet und gesagt: Der, den ich küssen werde, der ist es; nehmt ihn fest.
49 Sogleich ging er auf Jesus zu und sagte: Sei gegrüßt, Rabbi! Und er küsste ihn.
50 Jesus erwiderte ihm: Freund, dazu bist du gekommen? Da gingen sie auf Jesus zu, ergriffen ihn und nahmen ihn fest.
51 Doch einer von den Begleitern Jesu zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab.
52 Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.
53 Oder glaubst du nicht, mein Vater würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bitte?
54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, nach der es so geschehen muss?
55 Darauf sagte Jesus zu den Männern: Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen, um mich festzunehmen. Tag für Tag saß ich im Tempel und lehrte und ihr habt mich nicht verhaftet.
56 Das alles aber ist geschehen, damit die Schriften der Propheten in Erfüllung gehen. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.
Lied
Ich will gegen das Geläut der Leute, Str. 1-3
Text: Wilhelm Willms (1974), Melodie: Peter Janssens (1974)
Gedanken zum Thema: gewaltfrei wirkt.
Ich will gegen das Geläut der Leute mein Geschweige stimmen. Ja, ich will gegen das Gedröhn der Bomben meine Träume summen.
Wir werden im Lied, aber auch im Bibeltext aufgefordert, die Waffen niederzulegen und ermutigt, gewaltfrei auch in sehr schwierigen Situationen zu handeln.
Das Niederlegen von Waffen und das Aufgeben militärischer Optionen meint im internationalen Kontext gewaltfreie und zivile Konfliktbearbeitung. Rechtzeitig, dann nämlich, wenn der Konflikt noch nicht im sprichwörtlichen Brunnen liegt, ist die richtige Zeit, mit beiden Parteien zu sprechen, zu verhandeln und Frieden und Gerechtigkeit einzuüben. Bevor die Fronten verhärtet sind. Bevor Gewalt aufbricht. Und: Bevor Menschen zu den Waffen greifen.
Als Gegenbild dazu steht der Handel mit Waffen. Politiker/innen, die Ausfuhren insbesondere in Kriegs- und Krisengebiete genehmigen, und Waffenhändler/innen machen sich mitschuldig an kriegerischen Handlungen, die mit diesen Waffen verübt werden. Waffen heizen oft Konflikte von Bürger/innen oder zwischen verschiedenen Ländern an. Kleinwaffen, die häufig auch von Kindersoldat/innen getragen werden müssen, sind die Massenvernichtungswaffen des 21. Jahrhunderts.
Die Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel als großes Bündnis ziviler Organisationen, kirchlicher Gremien und Verbände vernetzt Engagierte gegen Rüstungsexporte. Sie fordert von der Bundesregierung ein Rüstungsexportkontrollgesetz.
Orientieren wir uns nochmals an der Geschichte der Gefangennahme, so werden wir aufgerufen: „Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“.
In den folgenden drei Beispielen wurde dieser gewaltfreie Aufruf angepackt. Und: Er hat erfolgreich Wirkung gezeigt.
(Es wird jeweils die Flagge des Landes mit dem Namen und einer entzündeten Kerze hingelegt.)
1. 1943: Dänemark
SS-Truppen schaffen es nicht, die breite Bewegung der Nichtkooperation und die Streiks gegen die Nazi-Besatzung zu überwinden.
Der widerständigen dänischen Bevölkerung gelingt es, fast alle 7.000 jüdischen Bürger*innen zu retten.
2. 1971: Baltimore, USA
Kanus mit Friedensaktivist*innen aus Philadelphia stoppen ein Schiff, das Waffen in den Krieg nach Pakistan bringen soll. Die Küstenwache durchbricht zwar diese Blockade, aber die dadurch erzielte Öffentlichkeit führt zum Stopp der Waffenlieferungen. Eine ähnliche Taktik wird in Neuseeland 1976-1984 eingesetzt: Ein Friedensgeschwader hindert atomgetriebene Schiffe daran, in den Hafen von Auckland einzufahren. Und auch in Australien wird 1989-90 mit denselben Mitteln gegen den Import von Holz aus dem Regenwald protestiert, der daraufhin reduziert wurde.
3.: 2002-2006: Liberia
Blockaden und Sitzstreiks einer Koalition christlicher und muslimischer Frauen überzeugen die politisch verantwortlichen Männer davon, über das Ende eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs zu verhandeln. Sie mobilisieren erfolgreich Unterstützung für die Wahl von Ellen Johnson-Sirleaf, die als erste Frau zum Staatsoberhaupt eines afrikanischen Landes wurde.
… Diese Erfolge aktiver Gewaltfreiheit zeigen, dass Menschen in aller Welt das Potenzial der Gewaltfreiheit kennen, es gegen Unrecht einsetzen und so Veränderungen erreichen.
Jesus zeigte uns vor 2.000 Jahren eine gewaltfreie Art, sich den Mächtigen entgegen zu stellen: Er deckte Ungerechtigkeiten auf brach gewaltfrei Regeln, um eine herrschende Kultur in Frage zu stellen und Rechte für Menschen am Rand der Gesellschaft einzufordern. Und: Er litt eher selbst als gewaltsam zurückzuschlagen.
Dieser Ansatz konnte über die Jahre phantasievoll vervielfältigt werden.
Inzwischen gibt es Ausbildungen in gewaltfreiem Handeln, im Streitschlichten, in Mediation und Ziviler Konfliktbearbeitung. Das Thema Friedenstiften beschäftigt Schulen, Kirchen, Kommunen und Staaten.
Mit den 61 Beispielen für kreative gewaltlose Aktionen, mit denen es gelungen ist, Konflikte beizulegen, wollen pax christi, das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee und Church and Peace die Verbreitung der Idee vom gewaltfreien Handeln/Non Violence unterstützen.
Denn: gewaltfrei wirkt.
(pax christi, www.paxchristi.de „gewaltfrei wirkt. Erfolge der Gewaltfreiheit, aktualisierte Auflage 2020“ Download, Bestellung per Email an: sekretariat@paxchristi.de)
Fürbitten
„Stoppt den Waffenhandel“ ist ein Weg wie Gewaltlosigkeit gelebt werden kann. Darum lasst uns bitten und nach jeder Bitte mit dem Ruf „Leuchte uns mit dem Licht deines Friedens“ antworten.
(Bei jeder Fürbitte wird eine Kerze entzündet.)
- Für die Menschen, die Gewalt erleben oder von Gewalt bedroht sind.
(Antwortruf) - Für die politischen Entscheiderinnen und Entscheider: Lass sie die komplexen Zusammenhänge in der Welt mit dem Blick der Gewaltlosigkeit sehen und danach ausgerichtet ihre Entscheidungen treffen. (Antwortruf)
- Für die Manager der Waffenindustrie, die auf Gewinn fixiert sind und ihre Aktionäre im Blick haben. Führe ihnen vor Augen welche Auswirkungen ihre Waffen und Munition haben, damit ein Umdenken stattfindet und ihre Betriebe zukünftig zivile und gewaltfreie Produkte herstellen.
(Antwortruf) - Für die Regierungen in Konflikten und Kriegen. Schenke ihnen die Einsicht, dass der Einsatz von Waffen keine Konflikte löst. Sie benötigen Fachleute für die zivile Konfliktbearbeitung und Mediation.
(Antwortruf) - Für die Bürgerinnen und Bürger: Begleite sie, wenn sie im Alltag gewaltfreie Entscheidungen treffen, damit viele kleine Schritte zusammengenommen Erfolge bringen.
(Antwortruf) - Für uns selbst: Schenke uns Achtsamkeit für unsere Verantwortung und den Mut, anzufangen und weiterzugehen.
(Antwortruf)
Vater unser…
Lied
Herr gib uns deinen Frieden (Kanon)
Text: Liturgie, Wolfgang Poeplau (1975), Melodie: Ludger Edelkötter (1976)
Friedensgruß
(Jede*r erhält ein Lichtglas).
Gebet: Licht
Eine kleine, schwache Flamme brennt.
Eine Kerze ist schnell wieder aus.
Schon ein kleiner Windzug löscht sie.
Und doch!
Schon eine Flamme bringt Licht in die Dunkelheit,
gibt Geborgenheit und Wärme.
Wie ist das erst, wenn viele Kerzen brennen.
Die Kerze soll uns ein Sinnbild sein und sagen:
Ein Mensch muss anfangen mit Gewalt aufzuhören,
muss diesen Kreislauf unterbrechen,
wo Gewalt immer wieder Gewalt erzeugt.
Ein Mensch muss anfangen,
Gedanken des Friedens zu denken
und danach zu handeln.
Daraus kann eine Bewegung werden:
Ein Lichtermeer, ein Friedensmeer gegen Gewalt.
Rudi Kaiser
Segen
Gott gebe dir Zuversicht, deinen Weg zu finden,
und Kraft, gewaltfreie Schritte zu gehen, die dich weiterführen.
Seine Nähe sollst du spüren, in Licht und Dunkelheit.
So gehe deine Lebenswege mit seinem Segen heute und an allen Tagen deines Lebens. Amen.
Schlusslied
Wie ein Fest nach langer Trauer (So ist Versöhnung), Str. 1-3
Text: Jürgen Werth, Musik: Johannes Nitsch